Der Glas Isar T 700 als Oldtimer Auto
Die Hans Glas GmbH aus Dingolfing, Niederbayern baute anfangs nur Landmaschinen, erst nach dem Krieg erkannte der Sohn des Firmengründers bei einer Ausstellung in Italien schnell das Potenzial eines Rollers auch in Deutschland. Der Goggo Roller wurde entwickelt und 1951 auf den Markt gebracht. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland war rasant, schnell wurde in Dingolfing der Entschluss gefasst einen Kleinstwagen zu bauen, das weit bekannte Goggomobil mit dem kleinen 250er 2 Takt Motor. Damit hatte man überwältigenden Erfolg so dass bereits unter dem bewährten Namen das neue große Goggomobil 1958 vorgestellt wurde.
Das große Goggomobil hatte einen 4 Takt Boxermotor mit Gebläsekühlung. Es bekam den Beinamen Isar. Es gab 2 Motorisierungen, einen 600ccm Motor mit 20 PS und einen 700ccm Motor mit 30 PS. Die Karosserie war deutlich größer wie zum kleinen Bruder, 2 Erwachsene mit 2 Kindern fanden locker Platz, zur Not auch 4 Erwachsene. Der Drehmomentstarke Boxer brachte es auf 100 kmh, der 700er schaffte sogar 110 kmh. Das war dann doch ein deutlicher Unterschied zu den kleinen Goggomobilen. Mann wollte mit diesem Fahrzeug das Firmenimage aufpolieren, weg vom Kleinstwagenhersteller. Anfang der 60er wurden dann auch schon 4 Zylinder Autos verkauft, wiederum etwas größer und unter den Firmennamen Glas. Diesen Schriftzug erhielt deshalb auch der Isar vorne an den Kotflügeln.
Unseren Glas Isar T 700, haben wir bei Youngtimer Treff in Arnschwang erworben. Der Motor war ausgebaut weil defekt. Die Karosserie hatte am Dach ein paar Dellen, Rost war kaum vorhanden. Eine Durchrostung am Frontblech, ansonsten Rostpickel die nicht tief rein gehen. Ein gebrauchter 700er Motor war mit dabei, dazu eine neue Kupplung.
Die Restauration des Glas Isar T 700
Als erstes haben wir uns den Motor vorgenommen. Er drehte sich zwar aber lag mit Sicherheit schon über 30 Jahre rum. Krümmer und Vergaser runter. Den Vergaser zerlegt und gereinigt, er schien soweit ok. Zylinderköpfe abmontiert, schließlich die Zylinder. Ein Außlasventil hatte starke Hitzerisse auf der Dichtfläche, das wurde durch ein gebrauchtes ersetzt. Zylinder waren soweit ok, die Kolbenringe jedoch waren fest in der Nut. Diese also raus gekratzt und durch neue ersetzt. Mit neuen Dichtungen den Motor wieder zusammengebaut, Ventile eingestellt und einen neuen Zündunterbrecher verbaut. Auf den Schwung noch die neue Kupplung aufgesetzt. Somit war der Motor einbaufertig.
Der Einbau des Motors ist im Vergleich zu modernen Aggregaten ein Kinderspiel mit einem Hubwagen kann man den Motor von vorne in das Auto schieben. Die oberen 2 Schrauben durch das Getriebe gesteckt und noch von Vorne die beiden Motorhalter verschraubt. Fertig soweit. Der Motor musste nun noch am Regler und Starterrelais angeschlossen werden, jetzt konnte schon mal ein erster Test folgen. Der Vergaser wurde mittels einer Flasche mit Sprit gespeist, der erste Startversuch folgte. Der Motor drehte sich, Kompression war vorhanden, es schepperte nix auffällig. Und tatsächlich erste Zündversuche waren schon dabei. Mit etwas Startpilot nachgeholfen und der Motor lief, qualmte zwar ordentlich, aber das ist normal bei frisch zusammengebautem Motor. Der Qualm legte sich auch ziemlich schnell. Der Motor nahm das Gas schön an, alles in allem ein voller Erfolg.
Jetzt wurde der Wagen aufgehoben um die restlichen Dinge zu erledigen. Der Auspuff musste eingebaut werden. Die Benzinpumpe wurde angeschlossen, ein neuer Benzinfilter eingesetzt. Das Getriebe musste noch fertig mit dem Motor verschraubt werden. Das Öl vom Getriebe wurde gewechselt, ebenso das vom Heckdifferenzial.
Die Bremsen des Glas Isar T 700
Als nächstes waren die Bremsen dran, alles komplett fest. Nur die Handbremse ging. Hauptbremszylinder raus, alle Trommeln ab und alle Radbremszylinder zerlegt. Dafür bekommt man immer noch neue Dichtringe, bzw. Dichtsätze, es wurde also alles gereinigt und wieder neu zusammengebaut. Dazu kamen noch neue Bremsschläuche, die alten gingen nicht mehr durch, der Gummi war so stark aufgequollen dass die dicht sind. Im Heckbereich wurden auch noch neue Bremsleitungen verbaut da die alten rostig waren.
Nachdem die Bremsen wieder montiert waren wurden noch die Felgen überarbeitet, gestrahlt und in original Farbe Pulverbeschichtet. Dann ging es an die Rostpickel. Mit einen Punktstrahlgerät wurden diese bearbeitet und die kleinen Stellen neu lackiert. Im Frontbereich unter der Stosstange musste ein Stück Blech ausgetauscht werden. Als der Wagen dann endlich wieder auf eigenen Rädern stand stellten sich neue Probleme ein. Die Pedale gingen sehr streng, diese mussten ausgebaut werden. Die Plastikhülsen welche die Hebel lagerten sind total aufgequollen und bröselig. Zum Glück gibt es dazu von Glas Club eine Nachfertigung mit neuen Büchsen. Dasselbe gilt für die Schaltung. Auch hier sind die Plastikbüchsen total kaputt. Auch diese gibt’s beim Glas Club zu beziehen.
Jetzt konnte die erste Probefahrt erfolgen. Wir waren gespannt. Die war dann auch nur ein paar Meter weit, es stellte sich heraus der Vergaser war leer, kein Sprit. Die Pumpe förderte aber immer wieder mal blieb die Schwimmernadel hängen. Ein gebrauchtes Ersatzteil hat das Problem gelöst. Die nächste Probefahrt ging zwar schon über ein paar Kilometer, trotzdem ging der Motor wieder aus, kein Sprit am Vergaser. Der Benzinfilter total mit Rost verstopft. Den Benzinfilter gewechselt und mit ach und Krach nach Hause gekommen. Wieder der Filter verstopft und auch der Minifilter in der Benzinpumpe hatte etwas abbekommen.
Also der Tank musste raus, rauf auf die Mörtelmischmaschine. Von außen sah der Tank Top aus, kein Rost aber innen. Eine Rostbrühe kam da raus, unglaublich. Obwohl er dreiviertel mit Benzin voll war ist der Tank über die 30-40 Jahre Standzeit total verrostet. Ein Wunder das er noch dicht war. Den gereinigten Tank wieder verbaut, und siehe da klappte es auch mit der Probefahrt. Jetzt machte nur noch der Regler Probleme. Erst bei halber Nenndrehzahl ging die Ladekontrolle aus, auch hier schaffte ein gebrauchtes Teil Abhilfe.
Seitdem läuft er wieder, der große Goggo Glas Isar T 700, schon über 1.000 km sehr zuverlässig!